#48: Sucht und Pandemie: Anonyme Alkoholiker im Härtetest
Auch wenn die Weihnachtsmärkte nur eingeschränkt zugänglich oder ganz geschlossen waren: Die Weihnachtszeit ist für Suchterkrankte stets eine besondere Herausforderung, auch emotional. Und der Jahreswechsel lockt zusätzlich mit jeder Menge Gelegenheiten, zum Sektglas zu greifen und anzustoßen. Hinzu kommt die immer noch andauernde Corona-Pandemie, die nicht zuletzt auch für trockene Alkoholiker eine schwierige Zeit ist. Einschränkung von Kontakten, Ängste, selbst gewählte oder verordnete Isolation: All diese Begleiterscheinungen haben in den vergangenen zwei Jahren weltweit eine Corona bedingte Alkohol-Rückfallquote bedingt.
Dass diese Quote hierzulande moderat blieb, lag nicht zuletzt auch an der Selbsthilfe. Denn der Zusammenhalt, das Erlebnis der Gemeinschaft haben vielen Betroffenen geholfen, stabil zu bleiben. Der Herausforderung Corona sind die Anonymen Alkoholiker (AA) in Berlin und Brandenburg mit einem besonderen Zusammenhalt begegnet. Als im Frühjahr 2020 alle öffentlichen Einrichtungen – auch die Selbsthilfezentren – schließen mussten, organisierten sie sofort digitale Gruppen und Videokonferenzen im Netz. Damit konnten die wichtigen regelmäßigen Treffen doch irgendwie stattfinden. Jüngere Mitglieder erklärten den Älteren den Umgang mit WhatsApp, Skype oder Zoom. Und wer kein geeignetes Gerät hatte, der bekam eben von einem anderen Gruppenmitglied den Zweitrechner oder das alte Smartphone geschenkt.
Positive Erfahrungen, die auch Götz aus Potsdam viel Kraft und Mut geschenkt haben. Er leitet mittlerweile eine Selbsthilfegruppe der Anonymen Alkoholiker in Potsdam. Er kennt aber auch den sozialen Abstieg, das Leben eines obdachlosen Alkoholikers in Berlin auf der Straße. Durch die Sucht hatte wer irgendwann alles verloren: Familie, Freunde, Wohnung, Arbeit. Dass Götz es nach mehreren Rückfällen vor neun Jahren geschafft hat, der Sucht-Spirale zu entkommen und zurück ins Leben zu finden, das lag vor allem an der Selbsthilfe, in seinem Fall speziell an den aus den USA stammenden AA-Regeln.
Im Podcast erzählt Götz seine bewegende Geschichte. Und er erklärt, welche Schlüsse er aus der Krise gezogen hat, wie er jetzt dem Verlangen nach dem kleinen Schluck Alkohol begegnet und wie er heute seinen Tag strukturiert.
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